COVID-19 Teststraße: eine persönliche Geschichte

COVID-19 Teststraße: eine persönliche Geschichte

Nach erfolgreicher Onlineregistrierung geht es für mich heute in die Teststraße der Messe Wien, als Besucher in unseren eigenen Hallen sozusagen. Beim Eingang kreisen die Gedanken in mehrere Richtungen: Letztes Jahr um die Zeit hatten wir hier Großveranstaltungen. Ich hoffe, dass das Testen nicht wehtut und ich die Halle negativ wieder verlasse. Im Jahr 2021 ist wohl „negativ“ das neue „positiv“.

Nach all den Jahren, in denen ich beim Messe Wien Exhibition & Congress Center arbeite, bin ich immer noch davon beeindruckt, wie professionell Veranstaltungen beziehungsweise Initiativen innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt werden können. Die Situation ist grundsätzlich etwas surreal und wirkt befremdlich – als hätte man hier einen Katastrophenfilm reproduziert.

Um ehrlich zu sein bin ich anfänglich doch etwas aufgeregt und gespannt auf das, was mich erwartet. Beim Eintreten werde ich von einem Mann in Militäroutfit persönlich begrüßt: „Schön, dass Sie trotz des Regens hergefunden haben.“ Ich frage mich, wie oft er diesen Satz heute wohl schon ausgesprochen hat und lächle ihm zu. Beim Weitergehen fällt mir ein, dass der Mann mein Lächeln unter meiner schicken, vorher ausgegebenen, FFP2 Maske gar nicht sehen kann. Das gesamte Personal und die Helfer vom Bundesheer sind unglaublich freundlich. Die positive Stimmung hat mich ziemlich überrascht und erzeugt zugleich ein angenehmes Gefühl.

Ich folge dem farbigen Leitsystem zu einer freien Teststation – Wartezeiten oder Stauungen gab es bisher tatsächlich gar nicht.

Nächster Schritt: die Testung

Nun folgt der Grund weshalb ich hergekommen bin – die Testung. „Wird es tatsächlich so unangenehm wie manche behaupten?“  ist mein letzter Gedanke, bevor mir schon das Stäbchen in die Nase eingeführt wird. Ich fokussiere die Hallendecke und summe leise eine glückliche Melodie in mich hinein. „Schon wieder vorbei?“ denke ich mir, als der Abstrich nach nur wenigen Sekunden wieder aus meiner Nasenhöhle entfernt wird. Um ehrlich zu sein war es nicht einmal unangenehm.

Ich werde gebeten Platz zu nehmen und beobachte meine Umgebung. Von Menschen in weißen Ganzkörperanzügen über medizinisches Personal, bis hin zu Bundesheerbediensteten sind zahlreiche Helfer tatkräftig in Einsatz. Einen kurzen Moment bin ich stolz meinen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – ist das unsere neue Welt?

Beim Umschauen entdecke ich viele freundliche Gesichter Gleichgesinnter, die genauso wie ich mit doppeltem Babyelefant-Abstand zum Nächsten, auf ihr Testergebnis warten. Eine ältere Dame nutzt die Gelegenheit unbeschwerte Gespräche mit ihren Nachbarn im Wartebereich zu führen, sie dürfte sich über den sozialen Kontakt zu Mitmenschen sehr freuen. Die Kinder hingegen sitzen wortlos auf ihren Plätzen. Ich frage mich, was der Besuch bei ihnen auslöst und wie die Eltern sie wohl darauf vorbereitet haben – wahrscheinlich werden Aktionen wie diese für die nächste Generation normal sein, wer weiß? Für mich ist die Szenerie nach wie vor ungewohnt – normalerweise erlebe ich diese Hallen Tag ein, Tag aus gefüllt durch große Veranstaltungen. Trotzdem bin ich stolz, dass die Hallen in dieser Krisenzeit anderweitig in Verwendung sind– das Wort Flexibilität, das ich tagtäglich in unseren Marketingtexten verwende, bekommt heute eine ganz neue Bedeutung.

Wenige Minuten später wird mir von einem Sanitäter lächelnd das negative Testergebnis überreicht. Obwohl ich dieses Ergebnis erwartet habe, fällt mir ein Stein vom Herzen und ich genieße das Gefühl der Sicherheit, wenn auch nur für kurze Zeit. Keine 20 Minuten später folge ich erneut der super durchdachten Bodenmarkierung, um Halle A in Richtung Büro zu verlassen.

Ein Erlebnis, das ich mir vor geraumer Zeit noch nicht einmal vorstellen konnte – trotzdem gut dabei gewesen zu sein!